
Weststeirische Baukultur
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Prägend für die Heimat
Die meisten Menschen denken sofort an die Region, in der sie geboren sind und an die Landschaft mit ihrer Architektur. Über Jahrhunderte wird die Siedlungslandschaft von den Bauernhäusern geprägt und steht für eine besondere Lebens- und Baukultur. Diese Hauslandschaften sind Zeugen einer alten, einfachen und zunächst dem reinen Nutzen verschriebenen Kultur, die den Charakter einer Region prägen.

Das weststeirische Haus
Das "Weststeirerhaus" begegnet uns im Schilcherland noch heute in seiner ursprünglichen Form. Dieses Haus war stets aus Holz gezimmert, wobei der Wechsel von überkämmten und verzinkten Eckverbindungen üblich war. Im Sinne der Feuerverordnungen wurden allmählich Teile des Hauses gemauert. Eine Eigenart der Zimmermannsarbeit ist eine zunehmende Auskragung der vier bis fünf obersten Zimmerkränze um jeweils eine Balkenstärke. Dadurch wird es möglich, die Mauerbank gegenüber der aufgehenden Hauswand vorzuziehen, wodurch ohne Verwendung von Aufschieblingen das erwünschte Vordach erreicht wird. Der meist dreigeteilte Grundriß zeigte ein durchgehendes Vorhaus, die sogenannte "Labn", die an einer Seite von der geräumigen Rauchstube, an der anderen von der Kammer begrenzt war, Ihre Eigenheit liegt in einer Doppelfeuerstätte und in ihrer vielseitigen Verwendung.
Hier wird nicht nur gekocht, sondern die Rauchstube ist zugleich Hauptwohnraum des Hauses. Hinter dem offenen Herd, und das ist der augenscheinliche Unterschied zur Rauchküche, befindet sich ein gemauerter Backofen. Daher ist die Rauchstube ein beheizbarer Raum, in dem auch der Esstisch und ein Bett für Kranke oder Gebrechliche stehen. In diesen Rauchstuben hatte durch Jahrhunderte das steirische Bauernleben seine Heimstatt gefunden: in ihr spiegelten sich Härte und Entbehrung, aber auch Zufriedenheit und Einklang bäuerlichen Lebens aller Art. Aus dem Wunsch einer rauchfreien Stube oder einer zusätzlichen Kammer wurden seit dem beginnenden 19. Jahrhundert die Rauchstuben allmählich "stillgelegt", und der Grundriß erfuhr durch den Einbau einer Sparherdküche und anderer Zubauten manche Änderung.
So wurde, dem zunehmenden Raumbedürfnis folgend, schon ab dem 18. Jhd. vielfach im rechten Winkel an das Haupthaus ein so genannter Wiederkehr angebaut, in dem eine Stube oder eine Kammer Aufnahme fand. Meist steht dieser Zubau im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Rauchstube. Der Wiederkehr hat dem Weststeirischen Haus seine typische bis in unsere Zeit wirkende Form verliehen. Eine Besonderheit ist das so genannte "Eßgangl" ein dem Hauseingang vorgelagerter überdachter Raum, über einen Stiegenaufgang erreichbar. Im Sommer wurde hier gegessen und man empfing auch Gäste, in dem mit Tisch und Bänken eingerichteten Raum. Das Dach, stets ein steiles Schersparrendach, war ursprünglich mit Stroh gedeckt. In weiten Teilen wird das Schilcherland noch heute von diesem Haustyp geprägt. Selbst heute begegnen uns in den Straßensiedlungen von Schlieb, Rossegg, Pichling, Tomberg, Rassach und Furth diese im Sommer freundlich mit Blumen geschmückten Häuser.

Das Erzherzog Johann Haus
Der Baustil ist einerseits repräsentativ aber auch pragmatisch ausgelegt. Der Haupteingang befindet sich an der Straßenseite. Der Portikus (Säulenvorbau) ist zumeist künstlerisch gestaltet. Hauptsächlich wurde der hofseitig gelegene Wirtschaftseingang benutzt. Die Häuser sind meist unterkellert. Das Satteldach hat einen Winkel von 45° und hat nur ein geringes Vordach. Hohlkehlen, Gesimse und Ornamente ergeben einen vielfältigen Wandschmuck. Eine Reihe aus roten Mauerziegeln schließen, das aus Bruchsteinen bestehende Fundament ab.
Das dicke Mauerwerk ist meist als Mantel -mit loser Innenfüllung - ausgeführt. Durch das Haustor kommt man in ein "Vorhaus" mit einem massiven Tonnengewölbe. Rechts und links sind die Stube und die Schlafräume angesiedelt. Nur das Bauernehepaar verfügte über ein eigenes Zimmer. Die Töchter und weiblichen Dienstposten schliefen im Haus - Söhne und Knechte waren im Stall untergebracht. Erst in späteren Jahren wurde der Dachboden zu Wohnräumen ausgebaut. Einige dieser seltenen Bauwerke stehen in Schamberg, Oberbergla, Petzendorf und Furth. Der wesentliche Unterschied zum "Weststeirerhaus" ergab sich in der Weiterentwicklung der Grundrisse, größerer Fenster und die Verwendung von Ziegeln statt Holz.

Besondere Bauweise
Die von der Landwirtschaft lebende Bevölkerung war ausschließlich Gestalter der Bauwerke in einer Region. Die Bauweise und Ausstattung erfolgte jeweils unter Einbeziehung des Nutzens der jeweiligen Elemente. Als Baustoffe dienten Lehm, Gestein, Holz und später selbst gebrannte Ziegel. Entsprechend der technischen Möglichkeiten erfolgten die Eingriffe in die Natur sehr schonend. Der Mauerziegel wurde oft am Hof selbst erzeugt und gebrannt. Unterschiedliche Ziegelformate werden heute bei Renovierungsarbeiten immer wieder gefunden.
Eine typische Form war der Sichtziegel der für kunstvoll gestaltete Lüftungsöffnungen in Giebelwänden oder für den Sockelabschluss verwendet wurde. Die markanten Eigenfarben von Ziegel, Stein, Holz und fallweise Reibputz strahlten Ruhe und Gelassenheit aus. Die Strukturen und Formen der Gebäude waren immer funktionsorientiert, an das Gelände und die Sonneneinstrahlung ausgerichtet.