kleine Fenster in alten Holzbauernhaus mit grünen Rahmen und weißen Elementen davor mit roten Blumen  | © Vino Cool / Schiffer-Symbol

Geschichte

Es war einmal, eine blaue Traube

Selbst gründliche Kenner aller europäischen Weinregionen schwärmen vom Schilcherland (nur 460 ha Anbaufläche) als dem vielleicht schönsten Rebland unseres Kontinents, mit dem knackig-reschen, säuerlich-beerigen mineralischen Rosé, der an diesen Gneis- und Schieferhängen gedeiht.


HISTORISCHES

Die Blaue Wildbacher-Rebe, die zu den roten Rebsorten gehört, wurde wahrscheinlich schon 400 v. Chr. von den Kelten im Gebiet der heutigen Steiermark sowie der ehemaligen Untersteiermark aus einer heimischen Wildrebe gezogen. Kernfunde bei  Grabungen deuten darauf hin. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass der Schilcher lange Zeit das  weiße Pferd,  einst heiliges Tier der Kelten, als Markenzeichen trug.

Überliefert ist, dass der wahre  Aufschwung im Weinbau unter der Römerherrschaft kam, den allerdings die Völkerwanderung wieder zunichtemachte. Später lag es bei Klöstern und steirischen Herrschaften, die Reben zu kultivieren. Doch die wechselvolle Weingeschichte hielt an:  Nach einer Hochblüte bescherten der Dreißigjährige Krieg, Steuern und Bier brauende Konkurrenz  dem Rebenanbau einen Zusammenbruch.

 

ENTWICKLUNG

Die Bezeichnung verdankt der Roséwein seinem schillernden Farbenspiel, das von hellem bis zu dunklem Rosa reichen kann. 1580 wurde die Sorte in einem der ältesten existierenden deutschsprachigen Weinbücher des österreichischen Klerikers und Schriftstellers Johann Rasch erstmals als „Schiller“ beschrieben. Fortan kommt der Rebensaft in allen Kellerbüchern vor.  1842 schließlich erlebte die Blaue Wildbacher Traube, benannt nach ihrem weststeirischen Standort,  ihre wissenschaftliche Klassifizierung.

 

DURCHBRUCH

Die Förderung der Schilcherherstellung in der Weststeiermark geht auf Erzherzog Johann (1782-1859) zurück, der ein neues wirtschaftliches Standbein für die Region suchte. Er initiierte etwa mit Hilfe seines Verwalters Anton Neuhold die erste „Schilcherrebschule" der Weststeiermark. Unter ihm erreichte die einzigartige Rebkultur auch eine nennenswerte flächenmäßige Ausbreitung. Ebenso machte sich der steirische Botaniker und Rebenzüchter Fritz Zweigelt später mehrfach um den Blauen Wildbacher verdient.

 

SCHUTZ

"Schilcher" ist eine EU-weit geschützte Bezeichnung. Bereits seit 1976 existiert ein Gesetz zum Sorten- und Herkunftsschutz des Schilchers, das die Bezeichnung "Schilcher" nur für Wein erlaubt, er zu 100 Prozent aus in der Weinbauregion Steiermark gewonnenen Trauben der Rebsorte Blauer Wildbacher hergestellt wird. "Im Zusammenspiel des besonderen Mikroklimas, der Bodenbeschaffenheit und des traditionellen Wissens um Anbau und Herstellung kann sich ein Qualitätswein entwickeln, der sich durch seine Frische, Säuerlichkeit und Harmonie auszeichnet und ein besonderes Fruchtbukett besitzt", heißt es in der Kurzbeschreibung.

Für den Weinjahrgang 2018 erhält die Steiermark ein neues Herkunftssystem. Dieses wird sich gemäß der drei steirischen Weinbaugebiete in Südsteiermark DAC, Vulkanland DAC und Weststeiermark DAC gliedern. Das neue Herkunftssystem streicht ganz bewußt die Vorzüge des steirischen Weins hervor: Die traditionelle Rebsortenvielfalt bleibt erhalten, wobei auf der Orts- und Riedenebene der Fokus auf lokal vorherrschenden Leitsorten liegt. Die Inverkehrbringungstermine mit 1. März bzw. 1. Mai wurden so gewählt, dass die Weine genügend Zeit zur Entwicklung ihres herkunftstypischen Charakters erhalten und ihr Potenzial speziall auf Orts- und Riedenebene voll entfalten können.

Eine Ausnahme gibt es: Rebstöcke der Blauen Wildbacher-Traube gelangten durch Übersiedelung aus der Steiermark ins italienische Veneto, dort werden seither von der Familie Collalto aus der Traube wenige Tausend Flaschen eines Rotweines namens Wildbacher gekeltert.